Die Ladesäulenverordnung wird immer idiotischer, je länger man sich damit beschäftigt.
Ein kurzer Hintergrund für alle diejenigen, die nicht wissen, wo von ich hier schreibe:
Die EU hat zur Standardisierung der Lademöglichkeiten für Elektroautos eine Richtlinie erlassen, die u.a. Typ 2 für Schnarchladung (AC) und CCS für Schnellladung (DC) vorschreibt.
Deutschland hat das sehr schnell in nationales Recht umgewandelt.
Eigentlich gut, wenn es nicht handwerklich größtenteils Pfusch wäre.
Die deutsche Richtlinie schreibt (vereinfacht) vor, dass alle Schnarchlader Typ 2-Anschlüsse anzubieten haben und alle Schnellader (alles ab 20 kW) CCS anbieten müssen.
Auch das klingt erstmal gut. Ist es aber nicht.
Denn die Ladesäulenverordnung schreibt nicht vor:
– eine minimale Zuverlässigkeit der Ladesäule
– wie zugänglich die Ladesäule zu sein hat
– wie lang das Ladekabel zu sein hat
– wie schnell die Ladegeschwindigkeit zu sein hat
– wie die Preisgestaltung auszusehen hat
Das führt dann u.a. dazu, dass es Ladesäulen gibt oder geben kann, die
– zwar gefördert wurden, aber permanent kaputt oder außer Betrieb sind
– die für CCS absurd kurze Ladekabel anbieten, die eine Ladung praktisch unmöglich machen
– die für bestimmte Fahrzeuge/Anschlüsse/etc. enorm hohe Tarife verlangen
– die für bestimmte Anschlüsse die Ladeleistung drosseln
…
Um ein konkretes Extrembeispiel zu konstruieren:
Tesla müsste nach der Ladesäulenverordnung an allen neuen, erweiterten oder reparierten Standorten CCS anbieten, da ihre eigenen proprietären Anschlüsse die Regeln der Ladesäulenverordnung ansonsten verletzen würden. D.h. an jedem SuperCharger müsste auch CCS angeboten werden.
Das wollen sie natürlich eigentlich nicht, weil das der schnarchnasigen Konkurrenz helfen würde, nicht aber ihnen selbst. Ganz im Gegenteil: Sie würden damit ihre eigenen Stellplätze für die Konkurrenz öffnen und damit möglicherweise eigenen Fahrzeuge von der Ladung blockieren.
Was sie aber tun könnten, um dem entgegen zu wirken und trotzdem die Ladesäulenverordnung einzuhalten:
– CCS auf 20 kW drosseln
– die Ladung per CCS instabil machen, den Ladevorgang also regelmäßig unterbrechen
– von nicht-Tesla-Kunden 2 €/ kWh verlangen
– die Ladekabel so kurz machen, dass die meisten Autos dort rein physisch den Stecker nicht in die Ladebuchse bekommen
– die Ladung an CCS komplett abbrechen, wenn ein Tesla an der gleichen Säule den SuperCharger benutzt
…
Nur um das klarzustellen: Tesla tut das nicht! Das ist nur ein theoretisches Extremszenario, um meine Kritik an der Ladesäulenverordnung zu illustrieren.
Im Moment stellen sie als Folge der Ladesäulenverordnung in Deutschland gar keine neuen SuperCharger auf.
(Ich hätte auch Nissan mit seinen CHAdeMO-Ladern bei den Händlern als Beispiel wählen können.)
Die Ladesäulenverordnung ist also unterm Strich ein zahnloser Tiger, der die eigentlich wichtigen Punkte komplett außen vor lässt.
Wenn man sich im Vorfeld ein wenig mit dem Thema auseinander gesetzt hätte, wären solche Fehler sehr einfach zu vermeiden gewesen.
Typ 2 ist egal. Da sie keine Schnarchladung anbieten, müssen sie auch kein Typ 2 anbieten.
CCS ist hingegen eigentlich in der LSV vorgeschrieben. Wie sie das hinbekommen, ist mir nicht ganz klar. Allerdings haben sie nach inkrafttreten der LSVin Deutschland kaum Ladesäulen aufgestellt. Vielleicht haben sie für die wenigen eine Sondergenehmigung erhalten. Ich weiß es nicht.
joh sey
· 9. Februar 2018 um 7:17
Die grundsätzliche Idee einer LSV ist ja lobenswert. Dass man einen Standard definiert ist auch in Ordnung. Bei der Ausgestaltung ist mir allerdings nicht ganz klar was man erreichen wollte.
Förderung der Elektromobilität oder Wettbewerber ausbremsen?
Enttäuschend finde ich, dass in meinen Augen kein Konzept zu erkennen ist. (Wir machen halt Mal etwas…)
Erneuerbare Energien und Elektromobilität gehören für mich zusammen. Warum gibt es in der LSV keine Regelung zum bidirektionalen Anschluss. Keine Regelung die einen Rahmen für die Netz-Stabilisierung schafft.
ACHTUNG: NUR EINEN RAHMEN, KEINE ZWANGSWEISE VERPFLICHTUNG DER NUTZER.
Ich hoffe immer noch, dass die Vernunft siegen wird.
Eion Musk hat m.E. so viele Fans weil er hat eine Vision hat und dafür lebt. Davon könnte manch einer noch lernen…
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3 Kommentare
Tom Maier (@etronaut) · 25. Januar 2018 um 20:31
Tesla eröffnet haufenweise neue Supercharger ohne Typ2 oder CCS. Wie geht das mit der LSV zusammen bzw. warum gibts da für Tesla keinen Ärger?
umrath · 25. Januar 2018 um 21:52
Typ 2 ist egal. Da sie keine Schnarchladung anbieten, müssen sie auch kein Typ 2 anbieten.
CCS ist hingegen eigentlich in der LSV vorgeschrieben. Wie sie das hinbekommen, ist mir nicht ganz klar. Allerdings haben sie nach inkrafttreten der LSVin Deutschland kaum Ladesäulen aufgestellt. Vielleicht haben sie für die wenigen eine Sondergenehmigung erhalten. Ich weiß es nicht.
joh sey · 9. Februar 2018 um 7:17
Die grundsätzliche Idee einer LSV ist ja lobenswert. Dass man einen Standard definiert ist auch in Ordnung. Bei der Ausgestaltung ist mir allerdings nicht ganz klar was man erreichen wollte.
Förderung der Elektromobilität oder Wettbewerber ausbremsen?
Enttäuschend finde ich, dass in meinen Augen kein Konzept zu erkennen ist. (Wir machen halt Mal etwas…)
Erneuerbare Energien und Elektromobilität gehören für mich zusammen. Warum gibt es in der LSV keine Regelung zum bidirektionalen Anschluss. Keine Regelung die einen Rahmen für die Netz-Stabilisierung schafft.
ACHTUNG: NUR EINEN RAHMEN, KEINE ZWANGSWEISE VERPFLICHTUNG DER NUTZER.
Ich hoffe immer noch, dass die Vernunft siegen wird.
Eion Musk hat m.E. so viele Fans weil er hat eine Vision hat und dafür lebt. Davon könnte manch einer noch lernen…